Über die Ideologie der „Steeler Jungs“ und warum sie Faschisten sind

Der folgende Recherche über die Steeler Jungs wurde von Essen Stellt Sich Quer zusammengestellt und im April 2019 veröffentlicht. Sie ist unter folgendem Link im Original zu finden:

https://essq.de/index.php/2019/04/14/was-die-steeler-jungs-so-denken/

 

Was die „Steeler Jungs“ so denken

 Nicht erst seit dem Artikel im Steeler Kurier wird immer wieder gefragt, wer denn die „Steeler Jungs“ wirklich sind und wofür sie stehen. Immerhin geben sie sich bewusst unpolitisch; tragen keine Banner, keine Schilder, skandieren keine Parolen. Auf der anderen Seite aber gibt es den Vorfall des körperlichen Angriffs auf einen Gegendemonstranten, einen Hitlergruß und zuletzt das gezielte Observieren des Zuhauses von Gegendemonstrant*innen. Methoden, die alles andere als unpolitisch sind. Zeit also, sich ein paar der „Steeler Jungs“ und ihre politische Agenda genauer anzusehen.

Hinweis

Dieser Artikel enthält rassistische Sprache durch das Verwenden des N-Worts.

 

Motive

Original-Post von Frank F.

Am 6. August 2018 hat Frank F., einer der „Steeler Jungs“, in der öffentlichen Facebook-Gruppe „Reale Verschwörungen“ Folgendes gepostet (Fehler wie im Original):

Einer für alle alle für einen. In harten Zeiten wie diesen müssen wir mehr denn je zusammen halten. Egal wo in Deutschland, in welcher Stadt oder auf welchem Dorf. Mach’s wie wir, gruppiert euch. Schaut nicht mehr weg. Macht von eurer Recht der Selbsthilfe gebraucht akzeptiert keine Gesetze mehr die das Volk Knechten und gegen unser Grundrecht verstoßen. Dazu zähle ich alle Gesetze Beschlüsse etc.pp, welche keinen Schaden mehr vom deutschen Volk abwenden. Mit anderen Worten fast die komplette Merkel Ära. Am Tag X werden wir uns alle zusammen schließen. Steht zu eurer deutschen Nationalität und zeigt den Zuwanderern dass das hier kein Selbstbedienungsladen ist hier herrschen Regeln und Ordnung.

In dem Post werden gleich mehrere Motive der „Steeler Jungs“ deutlich:

  1. Es sollen bundesweit Bürgerwehren gegründet werden.
  2. Man lehnt die Gesetze und die Strafverfolgungsbehörden der Bundesrepublik Deutschland ab.
  3. Es wird ganz im Sprech von Rechtsradikalen darüber berichtet, dass das „Volk“ „geknechtet“ würde. Ein beliebtes Narrativ der extremen Rechten, dass man sich gegen eine Besatzung (von Amerikanern) und Internationalisten wehren müsse. Ein klarer Anknüpfungspunkt in die Reichsbürger-Szene, die die gleiche Erzählung haben.
  4. Ihr Protest richtet sich gegen „Zugewanderte“ und Nichtdeutsche. Die eigentlich so unpolitischen Spaziergänge haben einen eindeutigen Anlass, nämlich Fremdenfeindlichkeit.

Die Gründung von Bürgerwehren ist ein rechtes Instrument, bei dem das Gewaltmonopol des Staates abgeschafft und stattdessen die Selbstjustiz eingeführt werden soll.

 

Offener Rassismus

Nicht einmal vor Kindern machen die „Steeler Jungs“ mit ihrem offenen Rassismus halt. Sascha D. möchte Menschen, die sich gegen eine rechte Bürgerwehr engagieren zunächst verbal, dann jedoch mit „allem was…“, also offenbar „allem, was möglich ist“, bekämpfen. In einer privaten Nachricht droht er einer Person, sogar ihren Kindern, und nutzt dazu das rassistische N-Wort.

 

Der „Tag X“

Interessant an dem Post von Frank F. ist überdies hinaus auch das Erwähnen des „Tag X“. Rechte und Rechtsradikale bereiten sich seit einiger Zeit auf den sogenannten „Tag X“ vor, an dem geputscht und konzertiert die Macht in Deutschland an sich gerissen werden soll. Die TAZ hat ein ganzes Netzwerk von Rechten bis hin zu ehemaligen Soldaten aufgespürt, die neben Waffentrainings, dem Horten von Lebensmitteln und dem Schaffen sogenannter „Safe-Houses“, also Orte, an denen sich Eingeweihte treffen, auch Zentren für die Inhaftierung und Liquidation von politisch Unliebsamen vorbereiten.

Die Gruppe ist, anders, als man vielleicht zunächst vermuten könnte, kein einfacher Haufen verstrahlter Rechter, sondern ein gut organisiertes Netzwerk mit Verbindungen nach Österreich und in die Schweiz. Hier sammeln sich ehemalige Soldaten, Polizisten, Spezialkräfte der KSK, sogenannte „Prepper“ und Leute aus der Reichsbürger-Szene. Gebündelt wird das alles hinter einem Verein, dem Uniter e. V.. Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen mehrere Männer wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.

 

Hetze gegen Personen

Die „Steeler Jungs“ statten politisch unliebsamen Personen nicht nur inzwischen schon Hausbesuche ab. Sie diffamieren sie auch namentlich im Internet. Ziel der verbalen Attacken sind Menschen, die die „Steeler Jungs“ für Protagonist*innen des Protests gegen sie halten.

Dazu hetzen sie in Pamphleten gegen diese Menschen und veröffentlichen dazu auch Bilder dieser Personen. Das Veröffentlichen der Bilder der Betroffenen soll zur besseren Identifikation dienen und die Betroffenen einschüchtern. Sie werden entmenschlichend als Parasiten und Viren diffamiert. Ein Motiv, das bereits beim Freisenbrucher Karneval zum Tragen kam. Gehetzt wird nicht nur online, sondern auch analog. Ein Pamphlet wurde in Briefkästen in Steele und Kray verteilt. Außerdem wurde es am 02. April 2019 beim Spiel von RWE im Stadion verteilt.

 

Gewaltaffinität

Den „Steeler Jungs“ wird noch immer nachgesagt sie würden an ihren donnerstäglichen Demonstrationen nicht gewalttätig auffallen. Online geben sich einige von ihnen durchaus offener, was die Affinität zu Gewalt angeht. Berto B. stellt am 09. April 2019 mit einem in einen Baum gerammtes Kampfmesser klar, was er von dem Protest gegen die „Steeler Jungs“ hält.

Franko R, der Chef der „Huttroper Jungs“, einem Stadtteilableger der „Steeler Jungs“ in Essen-Huttrop, postet am 05. April 2019 als Ankündigung zur Teilnahme an der Versammlung der „Steeler Jungs“ ein Bild des Essener Bandido Supporter Motorrad Clubs „Crew 45“ mit dargestellter Pistole.

Auch in Kommentaren geben sich die „Steeler Jungs“ und ihre Anhänger nicht als Menschenfreunde zu erkennen. So ersichtlich in einem Post nach einer Demonstration in Steele am 22. März 2019, unter dem sich die folgenden Aussagen finden:

 

Die rechtsradikale Szene

Christian „Bifi“ W., eine zentrale Figur der „Steeler Jungs“, postete am 27. Juli 2017 ein Gruppenfoto, auf dem inmitten von Rockern der Bandidos ein tellergroßes Hakenkreuz auf dem Oberarm eines Rockers prangt. Auch er selber ist mit auf dem Foto.

Die „Steeler Jungs“ unterhalten beste Verbindungen zur rechtsradikalen „Bruderschaft Deutschland“ nach Düsseldorf. Nahezu alle Demonstrationen in Essen werden mit personell von Kameraden aus der Landeshauptstadt unterstützt. Hinter der „Bruderschaft Deutschland“ um Ralf N. verbirgt sich eine weitere Bürgerwehr aus NRW. In der Vergangenheit sind sie immer wieder durch extrem rechtes Gedankengut aufgefallen.

Unterstützt werden die „Steeler Jungs“ aber auch immer wieder von Rechtsradikalen und Neonazis, beispielsweise Chris W..

Oder, exemplarisch, dem Fallschirmjäger Markus W.:

Aber auch Anhänger der klassischen rechtsradikalen Kameradschaften, wie beispielsweise die „Division Altenessen“, nehmen an den Versammlungen der „Steeler Jungs“ teil. Erkennbar an einem Hoodie eines Demonstranten mit dem Symbol „Hammer und Schwert in einem Zahnrad“ am 21.03.2019. Hammer, Schwert und Zahnrad wurde von der 1992 verbotenen „Nationalen Offensive“ als Logo genutzt.

Über die „Bruderschaft Deutschland“ sind die „Steeler Jungs“, die zu einem beachtlichen Teil aus der RWE-Hooligan-Szene kommen, auch mit weiteren rechtsradikalen Gruppen verbunden, wie beispielsweise den „Patrioten NRW„, der HoGeSa-Nachfolgeorganisation „Gemeinsam Stark Deutschland„, oder der offen mit dem Nationalsozialismus sympathisierende Gruppe „Wodans Erben Germanien“. Auch Berührungspunkte in die Rechtsrock-Szene lassen sich so belegen.

 

Unpolitisch? Von wegen!

Die „Steeler Jungs“ sind alles andere als unpolitisch. Zwar versuchen sie ihre Ideologie auf den Demonstrationen zu vertuschen, um anschlussfähig für die Steelenserinnen und Steelenser zu bleiben. Tatsächlich verbergen sich hier aber Personen aus der rechtsradikalen Szene, die auch vor Gewaltandrohungen, Verfolgung bis zum und Observation des Zuhauses von politischen Gegnern und selbst rassistischen Kommentaren gegenüber Kindern nicht zurückschrecken.

 

Quelle: https://essq.de/index.php/2019/04/14/was-die-steeler-jungs-so-denken/